Ruth Berlau ist vielen nur bekannt, weil sie eine der Mitarbeiterinnen und Liebhaberinnen von Bertolt Brecht war. Eine Reduzierung auf das Verhältnis zu dem berühmten Dramatiker, die ihr Leben als gestandene Journalistin, Schauspielerin, Regisseurin – und Abenteurerin – außer Acht lässt. Schon bald nach ihrem Kennenlernen im Svendborger Exil wird klar, dass Brecht ihre Verliebtheit ausnutzt, ein Schülerin-Lehrer-Verhältnis etabliert und von ihrer Schlagfertigkeit profitiert. Berlau folgt ihm ins Exil nach Amerika. Das Abhängigkeitsverhältnis erreicht seinen Höhepunkt, als das gemeinsame Kind kurz nach der Geburt stirbt. Zurück in Ostberlin, sagt Brecht sich von ihr los, was ihr umgekehrt nicht gelingt.
In erhellenden und unterhaltsamen Episoden empfindet Andrea Paluch den Lebensweg Ruth Berlaus nach, ohne ihren kritischen Blick zu verlieren. Dafür begibt sie sich auf ihr eigenes Zweirad und reist die legendäre Radtour 1928 von Kopenhagen nach Paris nach. Die Lebenslust, der Humor und die Unkonventionalität der jungen Dänin sind die Eigenschaften, die im Gedächtnis bleiben.
Andrea Paluch, geboren 1970, promovierte in Anglistik, bevor sie begann, Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu schreiben. Zudem arbeitet sie als Journalistin, Übersetzerin und Dozentin.
Im Ellert & Richter Verlag sind ihre Romane „Zwischen den Jahren“ und „Gipfelgespräch“ erschienen.